Samstag, 1. Juli 2017

Don Winslow - Corruption


"Dass Denny Malone einmal im FBI-Gefängnis Park Row landen würde, hätte wohl keiner für möglich gehalten."



(c) Droemer

Verlag: Droemer - 541 Seiten - ISBN: 3426281686 - Veröffentlichung: 20. Juni 2017 - Originaltitel: "The Force"

Klappentext

Denny Malone ist ein hochdekorierter Detective bei der Manhattan North Special Taskforce, der gefeierten Elitetruppe des NYPD. Malone und seine Truppe haben einen Freibrief, um gegen Gangs, Drogen und Waffen zu kämpfen. Er hat getan, was getan werden musste, um zu dienen und zu schützen, und jeden Tag und jede Nacht der achtzehn Jahre in diesem Job an vorderster Front verbracht - und er spürt jeden einzelnen Augenblick davon. In einer Stadt, die auf Ehrgeiz und Korruption gebaut ist, macht jeder sich die Finger schmutzig - auch Malone.

Meine Meinung

Endlich mal wieder ein Buch von Don Winlsow. Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. Schon bevor ich wusste, wie es heißt und worum es überhaupt gehen wird. 
Natürlich waren meine Ansprüche auch wieder ziemlich hoch, würde es das neue Buch es mit "Tage der Toten" aufnehmen können?? Die Antwort an dieser Stelle vorab: nein. Aber das ist nicht schlimm. Es ist auch nicht schlimm, dass das Buch nur so strotzt vor Klischees aus Literatur und Film und es ist auch nicht schlimm, dass das Buch mich von Anfang bis Ende an einen Hollywoodstreifen erinnert. Genauer gesagt an irgendeinen Badcop- oder Mobsterthriller. Kein Problem, ich mag solche Filme. Wer hat schon keinen Spaß an "Der Pate" oder "Goodfellas"?? Antihelden, wie sie im Lehrbuch stehen. 
Und genau so eine Person, wenn auch nicht in einer Familie, die ihre Sache regelt, sondern die auf der Seite des Gesetzes steht, erschafft Winslow hier.
Malone ist ohne jeden Zweifel ein höchst krimineller Mensch und Polizist, trotzdem sind die Sympathien während der Geschichte klar auf seiner Seite. Was natürlich völlig falsch ist.

Aber von vorne.


Was mir bei "Corruption" aufgefallen ist, ist neben dem komischen Namen des Buchs (warum ein englischer Titel?? Warum dann nicht den Originaltitel, der ja englisch ist??), dass Don Winslow eine Geschichte erzählt. Er nimmt sich Zeit und erzählt eine Geschichte. Nicht der typische Winslow-Stakkato. Alles ganz gemächlich. Er beschreibt genau und ausgiebig. Aber keine Sorge, es geht bei den Beschreibungen nicht um schöne Backsteinhäuser von Harlem, sondern vor allem um die Gesellschaft und die Strukturen; wie passt und gehört im Umfeld von Malone alles zusammen. Wie läuft die "Arbeit" zwischen der Polizei und den Gangstern und was für Gefälligkeiten sind an der Tagesordnung. Immer auf der Hut vor der Dienstaufsicht.
 Sein Stil hat mich zu Beginn sehr an Dennis Lehane erinnert. Und Lehane schreibt oft ganz konzipiert mit einer Filmidee im Kopf eine Art Drehbuch. Wie gesagt, dieser Filmbeigeschmack ist nicht schlimm.
Malone lebt wie ein König und dann zerfällt genauso gemächlich, wie Winslow trotz hier und da Action erzählt das ganze Kartenhaus, das sich Malone aufgebaut hat.

                                        "May the Force be with you."

Winslow hat lange für das Buch recherchiert, vielleicht wird es ja sein neues Lieblingsthema neben dem Drogenkrieg in Mexiko.
Mit "Corruption" hat er nun einen ersten, nennen wir es mal Bericht, geschrieben und ihn in eine gelungene Geschichte eingebettet. 
Zunächst hatte ich gegen Ende der Geschichte die Befürchtung, dass er die (korrupten) Polizisten auf einmal schützt und Ausreden für sie nennt, aber hiervon nimmt er zum Glück Abstand. Aber was er kritisiert ist in jedem Fall die kaputte Gesellschaft. Überraschung, gab es noch nie ;-) Korruption gibt es auf jeder Ebene, sei es bei der Polizei, aber natürlich vor allem in der Politik. Was für Folgen daraus entstehen können, kann man sich wahrscheinlich selber ausmalen. "Corruption" ist eine der vielen Varianten.

Fazit

Mit "Corruption" geht Don Winslow nach den Geschichten um Frank Decker wieder ein bisschen back to the roots. Mich hat das Buch in seinen Bann gezogen und ich habe es mit Vergnügen zügig gelesen. "Corruption" bleibt bis zum Schluss spannend und hat immer wieder die ein oder andere Überraschung zu bieten.



Besten Dank an Droemer.


Manches, wie "May the Force be with you", was Malone ständig sein Umfeld wissen lässt, funktioniert wohl nur auf Englisch. Warum habe ich eigentlich noch keinen Winslow auf Englisch gelesen?? Ich gelobe hiermit, dass ich das nächste Buch im Original lesen werde.
Auch ja, falls ihr euch auch fragt, wer dieser Alan Iverson ist und von welcher Pressekonferenz Malone erzählt; hier ist sie: und ach ja, er heißt Allen...

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